Aus der Baden-Badener Innenstadt ist es nur ein Katzensprung zum Battert mit dem Alten Schloß (auch Schlossruine Hohenbaden genannt). Das erste Residenzschloss der badischen Markgrafenlag seit Beginn des 19. Jahrhunderts mehr als 200 Jahre im Dornröschenschlaf. Es wurde durch die Bemühungen von Friedrich Weinbrenner und seinem Neffen Johann Ludwig Weinbrenner wieder zum Leben erweckt. Das Architekten-Duo entdeckte die Ruine neu und machte sie durch den Bau neuer Wege und die Sicherung der Bausubstanz für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das Alte Schloss, das Ende des 16. Jahrhunderts durch einen Brand zerstört wurde, bekam durch die Weinbrenners auch eine brandneue (höhö verstehste?) Stabilität. Sie stützten es ab, verfugten es neu und versahen es mit Treppen, Brücken, Aussichtsplattformen und Schlossgaststätten. Seitdem ist das Schloss zugänglich und zieht Romantiker, Künstler, Spaziergänger und Wanderer aus aller Welt an.

Mittelalter in Baden-Baden: Aus Burg wird Schlossanlage
Vermutlich strebte Hermann II (gest. 1130), der erste badische Markgraf, den Bau einer verteidigungsfähigen Burg an. Zuverlässige Quellen, die das belegen können, gibt es jedoch nicht. Nach ihm und den Markgrafen Hermann III. bis Hermann VI. ist auch der nördliche Teil mit dem viereckigen Bergfried (1) in der ersten Bauphase im 12. Jahrhundert als Hermannsbau (3) bezeichnet. Er bildet den höchstgelegenen Teil der Schlossanlage und wird auch Oberburg genannt. Im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert wurde die Oberburg durch Markgraf Rudolf I. und seine Nachfolger ausgebaut und verstärkt.

Rudolf I. hat im Jahre 1257 erstmals eine Urkunde mit „in castro Baden“ signiert. In dieser Bauphase bekam die Burg einen Festungscharakter durch vorgeschobene Zwinger im Süden und Osten. Wenn ich mich nicht komplett irre, ist das genau der Teil des Alten Schlosses, der die letzten Jahre über restauriert wurde und somit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war. Bei meinem letzten Besuch jedoch konnte ich endlich einen Blick in den Kerker werfen. Es war dunkel und gruselig. Ich machte schnell Bilder, dann wurde es Zeit, um mein Leben zu rennen.


Bauphasen des Alten Schlosses im 14. Jahrhundert
Im 14. Jahrhundert brachte Markgraf Bernhard I., neben Gebietserweiterungen für Baden, auch Verbesserungen für das Alte Schloss mit sich: Der sogenannte Bernhardsbau (5), ein mächtiger Palast mit einem Rittersaal, entstand um das Jahr 1400.
Bernhards Sohn Jakob I., führte die Tradition fort und erweiterte die Burg von 1437 bis 1453 um den Jakobsbau (6). Damit beendete er auch dises Tradition, denn dieser vierstöckige Wohnbau war die letzte Erweiterung des Alten Schlosses. Dies Objekt wurde als Überbauung der Kapelle im Ostbereich zwischen Oberburg und Bernhardsbau platziert. Parallel zur letzten Ausbautätigkeit am Schloss Hohenbaden beginnt Jakob I. 1430 mit dem Bau des Neuen Schlosses. 1479 wird dieses von Markgraf Christoph I. bezogen. Zum Neuen Schloss gibt es hier bald auch einen Beitrag. Nur Geduld.




Tore des Schlosses: Romanische und gotische Spuren
An keiner Stelle des Alten Schlosses lassen sich die romanischen und gotischen Bauphasen so gut nachvollziehen wie an den Haupttoren: Wenn ich das richtig verstehe, datiert der Autor des vorliegenden Buches einen Torbogen auf um 1300 und einen Spitzbogen auf 1400. Dort seien frühgotische Abschlüsse der Erweiterungsbauten zu erkennen, während die beiden am Burgweg (9) folgenden romanischen Tore (12./13. Jahrhundert) mit ihren Rundbögen auf die ersten Bauphasen des Schlosses hinweisen. Kapiert? Ich auch nicht. Zu viele Tore und zu viele Himmelsrichtungen.

Eines aber kann ich über das Alte Schloss sagen: Es ist eine geile Nummer und immer einen Besuch wert. Ich liebe es, jedes Mal aufs Neue durch den Wald zum Schloss zu laufen und kurz vor dem Ziel noch mal Halt in der kleinen Kapelle zu machen. Das bereitet mir einfach Glücksmomente. Und dir bestimmt auch.
Quelle: Helmuth Bischoff – Baden-Baden, die romantische Bäderstadt im Tal der Oos; Kurbetrieb zwischen Casino, Park und Kloster (1996)