Knarrende Dielen, hohe Decken, stuckverzierte Träume – eine Altbauwohnung ist für viele die pure Wohnromantik. Aber bevor du dein Pinterest-Board Realität werden lässt, solltest du ein paar Dinge genauer unter die Lupe nehmen. Denn wo Charme ist, ist manchmal auch Chaos.
Altbauwohnungen sind nicht jedermanns Sache. Aber die, die sie lieben, wissen, warum sie es tun. Foto von Strange Happenings auf Unsplash
Heizung, Fenster & Co. in der Altbauwohnung: Der Wintertest
Die meisten Altbauten wurden lange vor der Ölkrise gebaut – sprich: Energieeffizienz war damals noch kein Thema. Wenn die Fenster nicht mindestens doppelt verglast oder die Heizkörper vor dem Zweiten Weltkrieg montiert worden sind, zahlst du im Winter Unmengen an Geld.
Diese Checkliste kannst du bei einer Wohnungsbesichtigung durchgehen:
Sind die Fenster dicht oder zieht’s bei Wind aus den Ritzen?
Wann wurde die Heizanlage zuletzt gewartet oder erneuert?
Gibt es Thermostatventile? (Viele Altbauheizkörper laufen noch auf gut Glück.)
Lass dir außerdem die letzten Heizkostenabrechnungen zeigen – das sagt mehr als tausend Worte.
Was für fantastische Fenster! Bleibt nur noch herauszufinden, wie gut sie isoliert sind. Foto von Florence Gray auf Unsplash
Wände mit Geschichte – und Überraschungen
Altbauten haben den ultimativen Old-Money-Charme – und das ist toll. Aber manchmal verbirgt sich hinter dem Putz nicht nur Charakter, sondern auch Schimmel, Asbest oder Bleirohre.
Fragen, die du dem Makler / Eigentümer stellen könntest (und solltest):
Gibt es Berichte zu Schimmelbefall, Wasserrohrbrüchen oder anderen „Altlasten“?
Welche Baumaterialien wurden verwendet – vor allem in Küche und Bad?
Strom und Kabelsalat aus der Nachkriegszeit?
In vielen Altbauten ist der Sicherungskasten ein kleines Museum. Zu wenige Steckdosen, keine FI-Schalter und Kabel, die schon vor Jahrzehnten überfordert waren.
Wichtig zu wissen:
Ein veralteter Stromkreislauf ist nicht nur nervig – er ist gefährlich.
Frag gezielt nach einem E-Check oder dem letzten Elektrikerbesuch.
So verkabelt sollte weder eine Klingelanlage, noch der Telefonanschluss noch der Stromkasten aussehen. Foto von Yung Chang auf Unsplash
Hellhörig? Ja. Schön? Nicht immer.
Das klassische Altbauproblem: Trittschall. Die Nachbarn über dir könnten genauso gut auf deiner Couch sitzen, wenn sie morgens barfuß zur Kaffeemaschine schlendern.
Akustik-Test: Geh am besten zu verschiedenen Uhrzeiten in die Wohnung – wenn das überhaupt möglich ist. Ich weiß ja selbst, wie gestresst man bei der Wohnungssuche sein kann. Höre und horche genauer hin, wie der Lautstärkenpegel ist. Hältst du das auf Dauer aus? Frage ruhig nach, ob der Boden entkoppelt ist. Teppiche könnten auch ein bisschen dabei helfen, um den Lärm der Hausgemeinschaft zu dämmen.
So sehr wir diese alten Dielen lieben: Sie sind nicht immer so praktisch, wie wir sie gerne hätten. Foto von Nathan Bang auf Unsplash
Eigentümer-Egonummer? Wirf einen Blick in die Protokolle
Altbauten werden oft von WEGs (Wohnungseigentümergemeinschaften) verwaltet. Klingt harmlos, kann aber zur Geduldsprobe werden. Wer blockiert notwendige Sanierungen? Gibt es Rücklagen für Reparaturen? Steht eine Dachsanierung an? Tipp: Protokolle der Eigentümerversammlungen geben Aufschluss über Streitpunkte und Baustellen.
Stilvoll leben im Altbau bedeutet auch, seine Schwächen zu kennen. Foto von Kseniia Zapiatkina auf Unsplash
Deine Altbauwohnung ist ein Denkmal?
Wenn dein Altbau unter Denkmalschutz steht, kannst du nicht mal eben neue Fenster einsetzen oder die Fassade streichen lassen. Auch der Einbau moderner Bäder oder Balkone kann eingeschränkt sein.
Daher unbedingt vorab klären:
Steht das Haus unter Denkmalschutz?
Welche baulichen Veränderungen sind erlaubt – und welche nicht?
Ja, Altbau kann anstrengend sein. Aber auch wunderbar. Es gibt kaum etwas Schöneres, als morgens auf alten Dielen in eine lichtdurchflutete Küche zu tappen, in der schon vor 100 Jahren jemand Kaffee gekocht hat. Wenn du weißt, worauf du achten musst, wird der Einzug nicht zum bösen Erwachen – sondern zum Neuanfang mit Geschichte.