Meine Reise nach Teneriffa schenkte ich mir zu meinem 30sten Geburtstag (21. April – safe the Date). Über dieses Geschenk habe ich mich sehr gefreut. Danke Madlen, dass du immer so großzügig bist. Du schlägst mir echt gar nichts aus (an dieser Stelle versuche ich witzig zu sein). Einen Plan hatte ich nicht, was ich an jenem besonderen Tag machen wollte. Bock hatte ich aber auf eine hübsche Geburtstagstorte mit 30 brennenden Kerzen, und darauf, in den erst besten Bus zu steigen und ihn erst dann zu verlassen, wenn mir die Aussicht besonders gut gefiele. Dies tat ich auch.



Teneriffa entdecken: Ich lasse den Zufall entscheiden
Nachdem ich alle Kerzen ausgepustet und ein Stück meiner Torte genossen hatte, stieg ich in einen zufällig gewählten Bus ein und an der Endhaltestelle aus. Dort befand mich in einem entzückenden kleinen Dorf, das aber gebietsmäßig immer noch zu Puerto de la Cruz gehört. Auch hier, wie überall auf der Kanarischen Insel, war die Natur atemberaubend. Ein gigantischer Drachenbaum hier, eine faszinierende Klippe da – ein Waldrand dort drüben. Absolut traumhaft.



Besonders liebte ich es, endlich mal ein Stück Kontrolle abzugeben. Rational veranlagte Menschen kriegen beim Lesen gerade womöglich die Krise. Ich hatte jedoch das starke Bedürfnis, den Zufall und meine Intuition entscheiden zu lassen, was mit mir passiert – und vor allem wo. Es war geil und es hat sich zu 100 Prozent gelohnt. Da ich ohne Internet auf dem Handy unterwegs war, war die ganze Reise gleich noch viel spannender.
Neue pelzige Bekanntschaft geschlossen
Nicht einen blassen Schimmer hatte ich, wo ich gleich lande, wenn ich die Nächste nach links abbiege. Ein kleiner Überraschungseffekt also. So landete ich in einer abgezäunten Gemeinschaft aus künstlerisch angelegten Gärten. Die dort arbeitenden Menschen wussten viel eher als ich, dass ich mich verirrt hatte. Dann, als ich aus diesem kleinen Paradies den Weg hinaus gefunden hatte, war ich nicht weniger ver(w)irrt. Ich passierte Häuschen über Häuschen, landete mehrmals in Sackgassen und entschied mich immer wieder dagegen, umzukehren, sondern bog in neue steile Gässchen ein.


In einer davon traf ich eine verschmuste Katze. Eine Glückskatze wieder mal. Einer meiner Journalistenfreunde sagte mal, dass die Glückskatzen immer besonders verrückt sind. Recht hatte er. Jedes Mal, wenn ich nun so eine treffe, denke ich an seine Worte. Liebe Grüße an der Stelle.
Die pelzige Kleine wollte mich gar nicht loslassen und rieb sich mit dem ganzen dicken Körper an meinen Beinen. Ich fand gefallen dran und verweilte ein wenig mit ihr. Als ich ging, geleitete sie mich mit ihren stillen Schritten bis hin zur Straße.

Wo bin ich denn da gelandet?
Die nächste Gasse, in die ich bog, führte steil abwärts. „Wenn mich der Weg nicht zu einem Strand führt, fange ich an, meinen Ausflug zu hinterfragen“, dachte ich mir. Hier sah ich zahlreiche Eingezäunte Grundstücke. Manche davon wahrscheinlich Ferienhäuser. Ich ging und ging. Ab durch einen Tunnel mit atemberaubenden Fresken – zugegeben: die Streetart hier auf Teneriffa ist einfach next Level.
Ich landete mitten auf einem Schrumepelkartoffelfeld. Und ich liebte alles daran. Weiter kam ich zu einem Wildpfad. Man überlege – ich habe diesen Pfad durch reinen Zufall, oder aber wahrscheinlich mit Gottes Hilfe, gefunden. Mir eröffnete sich eine Naturkulisse, die mir den Atem stocken ließ. Ich traute meinen Augen kaum. Etwa 200 Meter (ich bin beschissen im Schätzen) über dem Meeresspiegel stand ich da und blickte in den Abgrund. Unter mir: Klippe, Schlucht, freier Fall, Atlantischer Ozean. Endlich fühlte ich wieder, wie es ist, glücklich zu sein.






Theatralisches Teneriffa: Klippen, Schloss und Ozean
Mitten in den Klippen stand ein verlassenes Schloss. Es sah aus, als sei es nie zu Ende gebaut worden. Und der Wildpfad führte mich panoramamäßig durch die unbeschreibliche Natur inmitten der üppig florierenden Klippen. Ich stand also da – neben mir die Möwen kreis(ch)end – und blickte auf die Schlossmauern herab; sah den Wellen dabei zu, wie sie unermüdlich gegen Felsen schlugen und ihr salziger Schaum sich darüber legte. Es war wie ein Fiebertraum. In diesem Moment dachte ich: „Mein Gott, das Leben hat doch so viel mehr zu bieten, als… [Diesen Teil habe ich bewusst rausgeschnitten.]“
Der Gedanke daran, dass das Leben auch andere Farben spielen kann, machte mich zufrieden. Damit etwas wachsen kann, muss meistens etwas anderes zuvor kaputt gehen.

Ich lasse meinen Geburtstag ausklingen
Nun denn. Als ich auf einer Aussichtsplattform ankam, hatte ich freie Sicht auf den „verbotenen Strand“, wie ich ihn getauft hatte. Von dort sah ich auch ganz genau, wie ich mich nach unten sneaken könnte. Hierfür war ein kleiner Umweg nötig, der wiederum auch atemberaubend schön war.

Am Ende des Tages trug ich dunkelroten Lippenstift auf und ging schick essen. Es gab, ihr ahnt es, Schrumpelkartoffeln! Mir dem Fang des Tages. Das war der schönste Geburtstag, den ich je hatte. Obwohl nicht der erste, den ich alleine verbrachte. Den 23sten feierte ich nämlich ebenfalls allein (aber ungewollt) und wurde zum Abend hin von der Polizei verhaftet hahaha. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die ich vielleicht ein andermal erzähle.

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