Zugegeben, ich habe sie immer angepflanzt, weil sie mich an meine Kindheit erinnern und mich vor allem ästhetisch ansprechen. Doch diese kleinen Schätze können mehr, als einfach nur gut aussehen! Studentenblumen, auch bekannt als Tagetes, beschäftigen mich, da ich sie selbst seit Jahren anbaue und sie mir von April bis in die Wintermonate viel Freude bereiten. Dieses Jahr hab ich es mit Vorkultur probiert. Für nächstes Jahr habe ich mich dazu entschieden, beides zu machen: Einen Teil der Samen nach den ersten warmen Tagen im März in die Erde zu werfen und zu gucken, was passiert. Und den anderen Teil drinnen vorzuziehen. Beides hat seinen Reiz – die Blumen entwickeln sich jeweils etwas anders und das finde ich so spannend zu beobachten.
An den robusten, würzig duftenden Pflänzchen habe ich gleich mehrere Sachen gern: Sie blühen lange, sind pflegeleicht und ich weiß nie, in welcher Farbkombination sie erblühen, da ich die Samen unsortiert in einem Bottich lagere. Werden sie vollständig rot oder kommen sie mit leuchtend orangenem Saum oder sogar ganz orange? Mit einer oder mit mehreren Blütenblätterreihen? Ihre Vielfalt entzückt mich immer wieder aufs Neue.



Insekten und Tagetes: Wen schreckt sie ab? Wen zieht sie an?
Meine Oma pflanzte sie an den Rand der Kräuter- und Gemüsebeete. Bestimmt wusste sie, dass der intensive Duft der Studentenblumen Schnecken anzieht, die man dort vor Ort dann einfach einsammeln kann. Somit gilt die Pflanze als natürlicher Schneckenschutz. Hinzu kommt, dass chemische Prozesse in ihren Wurzeln beim Reinigen der Erde helfen. Fadenwürmer und anderes Ungeziefer bleiben fern.
Gleichzeitig ist die Studentenblume eine echte Stütze für heimische Wild- und Honigbienen sowie Hummeln. Man könnte sagen: Sie fliegen auf sie. Vor allem dann, wenn im Spätsommer bereits alle anderen Blumen verblüht sind, stellen die Tagetes eine zuverlässige Nahrungsquelle dar.
Entscheidend ist jedoch, dass die Blüten ungefüllt sind. Der Unterschied zwischen „gefüllt“ und „ungefüllt“ ist, dass die gefüllten Blüten überzüchtet sind. Der Eingang zu Ihren Pollen und dem Nektar wird durch die zusätzlichen Blütenblätterreihen verengt. Die Folge: Insekten können nicht ins Blüteninnere gelangen und gehen hungrig aus.


Ich habe beide Sorten. Dieses Jahr wuchsen die mit den ungefüllten Blüten gut in die Höhe. Die gefüllten sind wirklich schön anzusehen, duften auch intensiv nach Tagetes (bitte schreibt mich an, wenn jemand ein Parfüm rausbringt, das danach duftet), sind für Bienen allerdings nur eine traurige Mogelpackung.
Was macht man mit überzüchteten Sorten?
Haben die überzüchteten Blumen denn überhaupt noch eine positive Auswirkung auf die Erdqualität? Grundsätzlich schon. Denn die Wurzelaktivitäten hängen nicht von der Blütenoptik ab. Bei stark überzüchteten Sorten tritt jedoch die natürliche Wirkung der Pflanze zugunsten der Optik in den Hintergrund. Weshalb wohl viele Sorten, die es im Handel gibt, nur noch einen minimalen Nutzen für die Flora und Fauna im Garten haben.
Ich züchte sie schon bald seit zehn Jahren. Einen Teil meiner aller ersten Samen kaufte ich auf konventionellem Wege. Den anderen… naja. Ich war damals noch jung und wild und hatte es eines Nachts auf verblühte Blumen eines städtischen Beets abgesehen. Ich entwendete sie, um ihre Samen im darauffolgenden Jahr einpflanzen zu können. Ein bisschen experimentieren eben.

Kann sich eine überzüchtete Tagetes zurückbilden?
Mittlerweile sehen meine Studentenblumen ganz anders aus, als damals als ich sie gekl..auft habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich in diesen vielen Jahren einfach zurückentwickelt haben. Denn die vom städtischen Beet hatten gigantische gelbe Köpfe und waren alle vollständig gefüllt. Ihre Nachkommen hingegen zeigen teils sogar einzelne Blütenblätterreihen und sind jetzt einfach orange.
Tatsächlich kann es passieren, dass überzüchtete Tagetes sich durch gezielte Aussaat über mehrere Generationen wieder zu einfacheren, bienenfreundlichen Blüten zurückentwickeln. Zwar ist das Ergebnis nicht exakt vorhersehbar, doch mit Geduld und konsequenter Selektion können Gartenliebhaber aus pompösen Zuchtformen nach zwei bis drei Generationen wieder natürliche, ungefüllte Tagetes kultivieren. Wie ihr euch sicher denken könnt: Selektion habe ich bisher noch nicht betrieben, sondern es eher dem Schicksal überlassen. Ich behalte jede einzelne Blüte, ob schmächtig oder prächtig, lasse sie trocknen und entnehme ihr alle Samen für meinen Bottich. Ihr erinnert euch an ihn, nicht wahr?


Pflege und Co.: Spannende Fakten zur Studentenblume
Manche Sorten der Tagetes kann man essen. Nicht alle. Probiert habe ich es noch nicht, aber vielleicht ist heute ja die Nacht der Nächte, in der ich mich endlich traue. Manche nehmen die Blütenblätter als eine Art Farbakzent für den Salat.
Zum Abschluss ein paar wichtige Pflegehinweise für alle Tagetes-Fans: Die Pflänzchen sind ziemlich durstig, mögen aber keine Staunässe. An sehr heißen Tagen gieße ich sie zwei Mal täglich und schaue einfach, wie sie aussehen und wie der Zustand der Blüten und Blätter ist. Wenn die Sonne weg ist, besprühe ich sie gerne mal mit Wasser und entferne ausgetrocknete Blätter. Das Verblühte schneide ich mit einer scharfen sauberen Schere ab, lasse es trocknen und lagere die entnommenen Samen an einem dunklen Ort. Wenn ich jemanden sehr mag, verschenke ich meine Babys auch gerne mal.
Die Exemplare, die jetzt gerade auf meinem Balkon in Baden-Baden wachsen, werden von Bienen und Hummeln gut angenommen und erinnern mich gleichzeitig daran, wie ich sie damals ergattert habe. Beides bringt mich regelmäßig zum Schmunzeln, weshalb ich sie wahrscheinlich immer anpflanzen werde.
Bebilderung
- Titelbild: Himanshu Soni auf Unsplash
- Bild mit der BU „gefüllt“: Neelakshi Singh auf Unsplash
- Bild mit der BU „ungeflüllt“: Sudhanshu Chaurasia auf Unsplash
- Alle anderen in diesem Artikel: © avecMadlen.com
Quellen
- mdr Garten: „Tausendsassa Tagetes: Was die Studentenblume alles kann“
- samen.de: „Bunte Blüten für Bienen und Biodiversität: Studentenblumen im Garten“