Die Anbetung der Heiligen Drei Könige ist ein zentrales Thema des Neuen Testaments. Künstler des Spätmittelalters stellten diese Thematik oft auf Flügelaltären dar. Und das sowohl in geschnitzter als auch in gemalter Form. Die vorliegende Szene von Martin Schaffner zeigt die Weisen aus dem Orient, die Gott in der Welt erscheinen und ihn anbeten.
Martin Schaffner: Das bildet die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ ab
Die Darstellung selbst ist reich an Details. In der Szene sitzt das Christuskind auf dem Schoß Marias. Sie trägt ein edles Kleid aus Goldbrokat und einen blauen Mantel. Der älteste König, kniend, hat sein Geschenk, eine Deckeldose mit Kugelfüßen, abgestellt und verehrt das Kind mit gefalteten Händen. Der – Gott vergib mir, aber so ist die biblische und kunsthistorische Sprache nun Mal – „Mohrenkönig“ öffnet einen Deckelpokal, während der dritte König, einen Buckelpokal haltend, sein Barett lüftet.
Im Hintergrund ist der Nährvater Joseph zu sehen. Ihn umgeben Ochse und Esel in einem Stall, der als herrschaftliche Ruine im Renaissancestil dargestellt ist.

Offenbar durch Albrecht Dürer inspiriert
Auffällig ist, dass die Architektur und die Figuren durch Albrecht Dürers Holzschnitte inspiriert wurden, insbesondere durch den Holzschnitt B.87 aus dem „Marienleben“, der dem gleichen Thema gewidmet ist. Martin Schaffner entnahm auch Elemente aus Dürers Holzschnitt der Geburt Christi (B.85), speziell das innere schräge Bretterdach vor dem Rundbogen.
Die Altartafel mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige signierte Martin Schaffner sogar. Sie weckte schon früh das Interesse von Kennern. Diese Tafel ist ein gutes Beispiel der Verbindung verschiedener Kunstformen und der Bedeutung religiöser Darstellungen in der spätmittelalterlichen Kunst.
Martin Schaffner: Wer ist dieser Typ überhaupt?
Die genauen Geburts- und Sterbedaten von Schaffner sowie Details über seine Ausbildung sind nicht bekannt. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass Bartholomäus Zeitblom, ein Künstler seiner Zeit, sein Lehrer war. Schaffner wird erstmals 1499 als Maler in der Werkstatt von Jörg Stocker in Ulm erwähnt. Er hat seinen Namen auf dem Ennetacher Altar hinterlassen, ein Kunstwerk, das von Stocker geschaffen wurde.
Später wechselte Schaffner zu einer anderen Werkstatt in Ulm und arbeitete schließlich in Augsburg mit Hans Holbein dem Älteren (ich liebe diesen sexy Motherfucker) zusammen. Sein eigener Stil wurde sowohl von Holbein als auch von Albrecht Dürer und Hans Burgkmair beeinflusst. Ab 1510 zeigen Schaffners Bilder eine klare Perspektive, die Figuren erscheinen räumlicher und die Farben sind harmonisch abgestimmt. Seine Kunst orientierte sich an der italienischen Renaissance und brach mit der traditionellen, regionalen Malweise in Ulm.
1526 wird Schaffner in einem Dokument als Stadtmaler von Ulm bezeichnet. Während einer wichtigen Abstimmung im November 1530 in Ulm stimmte er gegen die Einführung der Reformation. Infolgedessen erhielt er in dem nun protestantischen Ulm nur noch wenige Aufträge. Die letzten ihm sicher zugeschriebenen Werke datieren aus dem Jahr 1535. Er muss jedoch noch mindestens bis 1546 gelebt haben, da sein Name in einer offiziellen Liste aus diesem Jahr erscheint.