Viktor Knack lernte ich kennen, als ich gerade Mal 10 Jahre alt war. Seine Leidenschaft erkannte ich bereits als Kind. Das Feuer in seinen Augen, die Liebe zu den Farben, die Suche nach der perfekten Perspektive – und der leise Ausruf der Freude, wenn er sie dann endlich fand. Er malte seine toskanischen Landschaften mit einem Lächeln im Gesicht. Für mich waren diese Momente eines: Frieden.

18 Jahre später treffe ich Viktor Knack in Baden-Baden
Ihn heute wieder zu sehen, war für mich eine Ehre. Ich interviewte ihn vor einem seiner ausgestellten Gemälde in Baden-Baden und nahm das Gesagte auf. Als er aufhörte zu erzählen, rutschte mir vor lauter Nervosität der Finger aus. Ich löschte die Aufnahme. Shit. Aber ich wäre keine gute Reporterin, wenn ich im Kopfe nicht auch mitschneiden könnte. Er erzählte mir die Geschichte des Bildes, das vor uns hing: Blumenpflückerinnen (2003).

„Das Bild, das vor uns hängt, ist mein Versuch, eines meiner anderen Bilder wieder ins Leben zu rufen. Damals malte ich es und wollte es anschließend auf dem Dach meines Autos transportieren“, erzählte Viktor Knack. „Einige Zeit später hielt ich an. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Gemälde nicht richtig fixiert hatte. Ich stieg aus – meine Bilder weg.“ Viktor hatte die beiden Kunstwerke während der Fahrt vom Autodach verloren. Als er den Weg wieder abfuhr, waren sie weg. Ich hoffe, der glückliche Mensch, der damals Viktors Bilder auf der Straße fand, ehrt und liebt sie so sehr, wie ich es tun würde.
Mit dem Gemälde „Blumenpflückerinnen“ versuchte Viktor Knack den Zauber des verlorenen Bildes wiederherzustellen. Obschon ich nie erfahren werde, wie das ursprüngliche Werk aussah, bin ich mir sicher, dass ihm das gut gelungen ist. Viktor stellt hier, nach meiner Auffassung, die Weiblichkeit in ihrem zartesten Licht dar. „Ich denke, es ist mir gelungen, die Komposition des Ursprungsbildes zu wiederholen – vielleicht sogar die Farbenwelt“, sagt er mit seiner Bescheidenheit, die er über all die Jahre beibehalten hat.

Blumenpflückerinnen: Viktor verwendete Theaterfarben
Gemalt hat er das Bild mit Theaterfarben. Daher erscheinen die Farben durch und durch Matt. An vereinzelten Stellen glänzt es – etwa an den Konturen der Frauenfiguren. Viktor sagt, dies sei am Anfang gar nicht so geplant gewesen. Ich finde: Es ist ein glücklicher Zufall, der dem Gemälde eine markante Einzigartigkeit verleiht. Obwohl die Blumenpflückerinnen durch die Farbwahl, Maltechnik und das gekonnte perspektivische Spiel ohnehin unnachahmlich sind. Dieses Bild malte Viktor Knack mit einem dicken Pinsel. Er findet, die Pinselstriche passen gut zu der matten Farbe – da hat er vollkommen recht.
Gerne arbeitet der Ausnahmekünstler auch mit Spachtel. So haben seine mit dem Spachtel gemalten Stilleben damals mein Leben verändert. Diese wunderbaren Darstellungen sind aber eine ganz andere Geschichte für sich. Mache dir auf seiner Webseite am besten selbst einen Eindruck.
Als ich ihn auf das Nächste aufmerksam mache, lacht er dezent: „Ja, ich male Frauen gerne – ich finde sie schön.“ Auch Pferde und Landschaften gehören zu dem beständigen Repertoire des aus Syktywkar (Russland) stammenden Künstlers. Übrigens war er damals derjenige, der mir beibrachte, eine Kunstausstellung zuerst ausgiebig anzusehen und zum krönenden Abschluss nochmal einen kurzen Schnelldurchlauf draufzusetzen.
