Der Tag am Strand von Baler war pure Träumerei. Ich lief, wohin das Auge reichte – bis es eben nicht mehr weiterging, weil ein Fluss meinen Weg kreuzte. Auf meinem Rückweg luden mich ein paar Fischerjungs zu einem köstlichen Mittagessen ein. Sie machten mir kleine Krebse und zwei verschiedene Fischarten. Dazu gab es eine leichte, hausgemachte Fischsuppe. Ich wiederum teilte meine Gemüsechips mit ihnen, die Gefallen fanden. Ihre Gastfreundschaft ging ins Herz.



Brücke in Baler: Mein Weg zurück zur Unterkunft
Auf dem Rückweg lief ich über die Brücke, die abrupt endete. Begehen konnte man sie lediglich über zwei steile wackelige Bambusleitern an beiden Enden. Als ich zum ersten Mal mit diesen konfrontiert wurde, traute ich mir gar nicht zu, sie meistern zu können. Bereits beim vierten Mal hatte ich aber meine perfekte Technik, sie zu besteigen, voll und ganz entwickelt. Das ging sogar mit Flip Flops und einem schweren Rucksack.



Das, was die Brücke ausmacht, hab ich blöderweise nur auf Video festgehalten. Aber wofür gibt es denn eigentlich die gute alte Screenshot-Funktion? Man beachte die atemberaubende Aussicht.
Ich mutmaße mal, dass diese Brücke ursprünglich für den Verkehr gedacht war. Sie war sehr robust, aus Beton und groß genug, um Autos, Mopeds und Tricycles zweispurig zu dienen. Ihre beiden Enden könnten entweder einfach nie fertiggebaut worden sein, oder aber sie wurden von Taifunen weggerissen.
Philippinen: Menschen leben ohne fließendes Wasser
Auch unter dieser Brücke befand sich ein Fluss, der direkt ins Meer floss. Außerdem war da noch eine öffentliche Wasserquelle. Entweder wuschen die Dorfbewohner da sich selbst, ihre Kleider oder holten Wasser für Zuhause. Als ich dort kleine zierliche Mädchen sah, die Wasserkanister nach Hause schleppten, verstand ich, dass es in Baler durchaus Haushalte gibt, die kein fließendes Wasser haben.
Lief man nämlich am anderen Ufer des Flusses, lebten dort zwischen den Palmen die Menschen etwa in Zelten. Dort habe ich überwiegend Männer gesehen, daher denke ich, dass es Saisonarbeiter oder Fischer gewesen sein könnten. Das würde nämlich Sinn machen, weil am gleichen Ufer auch die ganzen Fischerboote angebunden waren. Und eines Morgens hörte ich sogar, wie sie allesamt mit ihren dröhnenden Motoren ausfuhren. Später fand ich bei den Einheimischen heraus, dass die Thunfischsaison begonnen hatte.







Baler: Die Begegnung, die mich als Mensch veränderte
Unter jener Brücke sah ich auch eine junge Frau, vielleicht etwas jünger als ich. Sie trug einen blauen Badeanzug und shampoonierte ihr Haar. Sie saß an dieser kleinen Wasserquelle. Unter ihren nackten Füßen war Erde – und sie hockte mittendrin. Ihr Blick hatte etwas von Hinnehmen und Aushalten. Er ging unter die Haut. Mir kommen sogar beim Korrekturlesen die Tränen. Im gleichen Moment fiel mir ein, wie ich noch vor sieben Tagen darunter zu leiden dachte, hier in Baden-Baden keine Badewanne in meiner Wohnung zu haben. Ich schämte mich leise.
Und obwohl in meiner Unterkunft kein gefiltertes Wasser aus dem Hahn lief, duschte ich an jenem Abend mit Dankbarkeit. Trübes Wasser hin oder her.
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