Als das „hessische Porto“ bezeichnete ich ein kleines Städtchen am Neckar, als ich einen Artikel über Kurzurlaube in der Region schrieb. Auf den verwendeten Bildern erinnerte mich die Stadt mit ihren Promenadenhäuschen entfernt an meine fantastische Zeit in Porto – und so war der Titel geboren. Die Bilder des Städtchens gefielen mir so gut , dass ich am Tag darauf hinfuhr. Ich hatte nicht all zu viel versprochen: Fluss, Stadtbild vom anderen Ufer des Flusses sowie auch die bergigen kleinen Gassen versetzten mich sofort zurück nach Portugal. Dass ich mich in Deutschland befand, war allerdings deutlich spürbar.

Hirschhorn (Neckar) – das „hessische Porto“
Während ich das kleine Örtchen Hirschhorn (Neckar) erkundete, fiel mir sofort die geleckte Sauberkeit auf. Jedes Blümchen hatte dort seinen Platz. Vom Kopfsteinpflaster hätte man wahrscheinlich essen können, so sauber war es. Die süßen Fachwerke und Ziegelhäuschen erinnerten zwar entfernt an die zarten Tafelhäuschen in Porto, gaben mir aber ein eindeutiges Hessen-Feeling.
Beeindruckend fand ich die Natur. Vor allem hoch oben auf dem Schloss – dort lässt es sich über die ganze Region blicken. Fluss, Berge, Frühlingsgrün – es war wirklich traumhaft. Mein Aufenthalt auf dem Schloss war sehr schön, so auch mein Besuch in der kleinen Klosterkapelle. Ich wechselte die Flussseite und setzte mich ins Gras. Von hier hatte ich einen traumhaften Blick auf das „hessische Porto“. Dann malte ich es. Das war das erste Mal, dass ich mich für das Motiv Landschaft entschieden habe. Das sollte auf jeden Fall noch mal ordentlich geübt werden. Aber ich hatte Spaß – und das ist genau das, was zählt.

Hirschhorn am besten mit Heidelberg kombinieren
Was Hirschhorn von Porto unterscheidet, sind natürlich Stille und fatale Langeweile. Ein Tagesausflug lässt sich noch aushalten, ein Kurzurlaub wäre mir etwas zu viel des Guten. Die kleine Landstadt ist der perfekte Ort für alle, die ihre Ruhe suchen. Dort gibt es nämlich nicht all zu viel zu tun, außer spazieren, wandern, auf den Neckar starren und wahrscheinlich essen gehen. Aus den kleinen Restaurants der Ortsmitte roch es nämlich fantastisch. Ich jedoch hatte an diesem Tag nicht so Bock zu essen und hatte nur ein Wasser und einen Kaffee vom Mannheimer Bahnhof. Dafür, und für die Fahrt insgesamt, gingen vier Euro drauf. Bloß kein Beispiel an mir nehmen, man sollte in den Regionen immer Kohle liegen lassen, um die lokalen Unternehmen zu unterstützen.






Wie oft habe ich bereut, mein Fahrrad nicht mitgenommen zu haben? Ja. Mit dem Fahrrad könnte man wunderbar über Neckargemünd nach Heidelberg tuckern. Und in Heidelberg könnte man sich einen traumhaften Tag machen, indem man alles macht, was ich dort damals so gerne gemacht habe.
Hirschhorn: Kurzer Waldtrip durch das „Porto Hessens“
Später gab es noch eine kurze Action durch den Wald. Ich fand den historischen jüdischen Friedhof, der äußerst liebevoll gepflegt war – wie eigentlich alles in Hirschhorn – und genoss das zarte Grün der Bäume, das nur wenige Tage zuvor zum Vorschein kam. All zu lange war ich nicht im Wald, meine Schuhe brachten mich nämlich fast um.

Es war ein fantastischer Tag, den ich mit mir selbst verbrachte. Es herrschte schönstes Wetter und Hirschhorn war mir eine Freude. Alle Menschen, die mir dort begegneten, strahlten mich an, lächelten, nickten und waren einfach genau so süß, wie ihr kleines Landstädtchen am Neckar.
Von Frankfurt fuhr ich 2,5 Stunden mit der Bahn. Mit dem Auto soll es etwas schneller gehen, aber ich wollte unterwegs natürlich wieder Leute in der Bahn malen.