Als ich in einem kleinen Zimmer in Porto aufwachte, wusste ich noch nicht, was mich an diesem Tag erwarten würde. Es regnete ziemlich heftig und ich ließ das Fahrrad stehen. Porto liegt auf einem ziemlich steilen Hügel und mit einem Fahrrad, dessen Bremsen nicht das Gelbe vom Ei sind, wollte ich diesen nicht erkunden. Also ging ich zu Fuß los. Was mir gleich auffiel, war diese entzückende Architektur: Kleine, rechteckige Häuser – bedeckt mit bunten Fliesen in allen möglichen Mustern und Farben. Ein wirklich schöner Ausflug für das Auge.

Mein erster Tag in Porto verlief planlos
Planlos ging ich durch die Straßen, um das Leben der Portugiesen in Porto aufzufangen. Natürlich ist es anders, als in A Ver-o-Mar, wo ich die Tage zuvor verbracht hatte. Es läuft schneller, ist energischer und bunter. Ich sah viele schöne Menschen, kreative Geschäfte und diese freundlich lockende Kulisse des bunten Meeres aus Fliesenfassaden und roten Dächern. Ich ging in eine Gasse und landete plötzlich auf einem kleinen Aussichtspunkt neben der Igreja da Misericórdia. Ich sah über die gesamte Stadt bis nach Vila Nova de Gaia, während im Hintergrund der Regen rauschte und die Möwen ihre frechen Zwischenrufe absonderten. In diesem Moment wusste ich, dass der „ewig lange“ Weg von A Ver-o-Mar sich in jedem Sinne gelohnt hatte.

Gefrühstückt hatte ich mitten in der Fußgängerzone. Wahllos ging ich in ein kleines Café und landete einen Volltreffer. Da Fußgängerzone, waren meine Erwartungen aufs Minimalste heruntergeschraubt. Um so mehr wusste ich den guten Kaffee, den ich dort bekam und das köstliche Pastel de Nata (oder Pastel de Belém) zu schätzen. Bestens gelaunt ging es weiter durch die Straßen von Porto.
Portugal: Diese Kirchen habe ich in Porto entdeckt
Wenn ich eine schöne Kirche sehe – dann gehe ich rein. Ich hatte bereits als Kind eine ausgeprägte Affinität für Gotteshäuser, ohne dabei besonders gläubig aufgewachsen zu sein. Klar, liebte ich es damals, mit meiner Mutter in Sochi in eine Kirche zu gehen, um Kerzen aufzustellen, russisch-orthodoxe Ikonen zu begutachten und den engelsgleichen Stimmen der Kirchensänger zu lauschen. Doch die Kunstgeschichte und die Auseinandersetzung mit den Besonderheiten von Kirchenbauten sowie auch Bibelinhalten hob dieses Interesse auf ein ganz anderes Level.
Also fand ich auch in Porto zwei Kirchen, die mich schwer beeindruckt hatten. Die erste fiel mir durch ihre beachtliche Größe und massive Architektur ins Auge – zumindest im Vergleich zu den zierlichen, farbenfrohen Häuschen, die sie umgaben. Es handelt sich hierbei um die barocke Igreja dos Clérigos mit dem zugehörigen Torre dos Clérigos. Das Innenleben ist an Detailreichtum kaum zu überbieten. Die güldene Orgel, rosafarbenen Säulen und die zart ausgearbeiteten Figuren aus Marmor verleihen der Kirche ihre Einzigartigkeit und geben einen schönen Einblick in den Glauben der Portugiesen im 18. Jahrhundert. Für 8 Euro kannst du das kleine aber feine Kirchenmuseum besuchen und auch den Turm hochwanden, von dem du die Stadt im Panorama-Modus sehen kannst. Hier geht’s zu den besten Aussichtspunkten in Porto.

Gold im Übermaß: In diese Kirche ging ich als nächstes
Die zweite Kirche zog mich mit ihrer mystischen Dunkelheit und der Menge an Gold in ihren Bann. Ich liebe diesen „Gold-in-die-Fresse-Effekt“. Diesen konnte ich hier gut auskosten, denn die Rokoko-Kirche Igreja Do Carmo hat genug davon. Wie mir ein junger Mann, der dort arbeitete, verriet, handelt es sich bei der inneren Gestaltung um Holzarbeiten, die zunächst rot und dann gold gefärbt worden waren. Die wunderbaren Spiralsäulen sollen dabei eine Hommage an die Vatikankirche sein.

In der Igreja Do Carmo in Porto finden Besucher auch etwas, das nicht so ganz zum Rest der Kirche passt. Neben der filigran ausgearbeiteten Marmor-Figuren stehen hie und da auch Holzfiguren, die durch den entstehenden Stilbruch etwas vom Rest der Kirche herausragen. Laut dem jungen Mann soll es sich dabei um Holzfiguren aus dem 19. Jahrhundert handeln. Diese sollen dort irgend wann installiert worden sein und später ihre bunten Gewänder bekommen haben. Seinem Gesicht konnte ich entnehmen, dass er diese ebenso ästhetisch fand, wie ich.
Hier habe ich in Porto gegessen
Zu Mittag aß ich in einem authentischen Restaurant – „Solar Minho de Vento“. Es gab frisch gefangene Sardinen als Vorspeise und Kabeljau als Hauptgang. Sehr klarer Geschmack, tolle Oliven und aromatisches Gemüse. Hier verstand ich, dass ich rote Paprika doch nicht so hasse, wie bisher vermutet. Zufrieden schlenderte ich weiter durch die Straßen in die Richtung des Museu Nacional de Soares dos Reis.