Quellen der Inspiration sind so individuell wie wir Menschen selbst. Sie können uns in den unerwartetsten Momenten und durch die unterschiedlichsten Dinge begegnen: Kunstwerke, inspirierende Menschen oder berührende Momente in der Natur. Doch manchmal sind es auch die scheinbar negativen oder ungewöhnlichen Dinge, die uns zu kreativen Höhenflügen verhelfen können. Ich will euch heute acht meiner persönlichen Inspirationsquellen vorstellen, die auf den ersten Blick vielleicht banal erscheinen mögen, aber mich immer wieder aufs Neue inspirieren und antreiben.
Inspiriert von schlechten Ausstellungen und fiesen Arschöchern
Schlechte Ausstellungen. Die guten inspirieren mich natürlich auch. Aber eben auf einer ganz anderen Ebene. Während ich über die Guten schreiben will, will ich die Schlechten nachahmen, weil meine bisherige Erfahrung im Kunsthandwerk es zulässt. Nachdem ich mir schlechte Ausstellungen reinziehe, bin ich meistens wütend und kann an nichts anderes mehr denken, bis ich mir eines der Exponate vorknüpfe und es zu meinem Eigen mache, indem ich es imitiere, oder diese „Negativinspiration“ nehme und sie auf eine eigene Art wiedergebe. Das macht wahnsinnig viel Spaß und ist eine sehr intime und emotionale Erfahrung.

Menschen, die mir seelischen Schmerz zufügen. Der Klassiker. Das sind meistens die Fälle, nach denen ich mich tagelang in meiner Wohnung einsperre und einfach einen unendlichen Flow durchlebe. Die Worte, Themen, Skizzen sprudeln nur so aus mir raus, machen Sinn und werden auch noch zu etwas Größerem, als ursprünglich geplant. Danke an alle Arschlöcher in meinem Leben – ohne euch würde ich mich nie so erfüllt fühlen, ehrlich. Ich sage immer wieder, dass es nicht darauf ankommt, wie krass der Schmerz ist, der dir zugefügt wird, oder wie groß das Problem ist, mit dem du klarkommen musst – es kommt immer darauf an, wie du damit umgehst. Und ich komme klar mit allem, indem ich mich davon inspirieren lasse. Meine Mutter sorgt sich manchmal darum, dass ich mich intuitiv in die Scheiße reiten könnte, um Inspiration davon zu gewinnen, aber diese Sorge ist unberechtigt. Die Scheiße findet mich immer wieder selbst.
Auch im Schönen suche ich die Inspiration
Menschen, die meine Energie widerspiegeln. Ich habe meinen kleinen Kreis an Bitches, die ich liebe. Aber: Ich bin am liebsten allein und in Stille. Manche Begegnungen gehen aber so tief unter die Haut, dass sie in meinem Kopf Steine ins Rollen bringen. Je seltener das passiert, desto intensiver wachse ich durch das Gedankengut anderer Menschen. Durch eine solche Begegnung kam neuerdings das folgende Stück zustande: Diese Liebe macht mich wahnsinnig.
Die Natur – sie ist ein Teil von mir und ich bin ihre treue Dienerin. Geht es mir wegen Punkt 1 oder 2 schlecht, sperre ich mich erst in meiner Wohnung ein, mache mein Ding und traue mich später aus der Tür, um mir einen zweiten Inspirationsschub abzuholen. Mein Kopf wird frei und losgelöst, wenn ich in einen Wald hinein starre. Wenn ich Gräser, Büsche, Blätter berühre und an Blumen rieche, komme ich sofort wieder zur Vernunft. Auch dann, wenn ich meine Hände in der Erde vergrabe, Samen säe, Äste schneide, gieße, grabe und Blätter sammle, fühle ich mich unendlich glücklich und inspiriert.

Herbst, depressive Verstimmungen und Romane
Der Herbst. Er ist eine Inspiration an sich. Das Wetter wird trüb und traurig, die Blätter färben sich gülden und depressive Verstimmungen kommen wie bestellt. Die Kombi aus Herbst und Verstimmung ist eh ein Unschlagbares Duo und daher oft auch inspirierend. Ich tendiere dazu, mich mit dem Sinn des Lebens auseinanderzusetzen und das Größere zu erkennen – auch dann, wenn es gar nicht da ist. Wie die meisten von euch aber wissen, können depressive Verstimmungen leicht in richtige Depressionen mutieren und dann geht bei mir leider gar nichts. Das ist dann alles andere als witzig. Aber ja, der Herbst ist super, um sich Denkanstöße zu holen.
Bücher. Ist doch klar. Romane und Modezeitschriften am liebsten. Bei literarischen Meisterwerken am liebsten Kafka, Dostojewski und Erich Maria Remarque. Bei Zeitschriften: Elle, Vogue und Madame.
Zwei nachhaltige Inspirationsquellen: Psychischer Druck und Mama
Meine Mutter inspiriert mich immer. Egal was sie macht. Manchmal mit ihrer unendlichen Weisheit, manchmal mit ihrer brutalen Rohheit. Manchmal aber auch mit ihrer Begeisterung, die sie mir entgegenbringt. In den letzten Monaten ist sie meine wichtigste Quelle der Inspiration, weil sie mir nun zeigt, wie sehr sie es liebt, was ich tue. Sie liest mich regelmäßig und feiert meine Karikaturen so hart ab, dass ich mich direkt wieder hinsetze und Neues produziere.

Druck. Unter Druck entstehen Diamanten. Ich liebe den Druck, den meine Psyche an mir selbst ausübt. Es ist wie ein Sich-Selbst-Auffressen, das mich gleichzeitig beflügelt und teilweise sogar mich in meinen eigenen Augen erhebt. Natürlich, wenn ich diesem Druck gerecht werde und ihn dazu nutze, um über mich selbst hinaus zu wachsen und daraus etwas Schönes entsteht. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Druck ich als Quelle der Inspiration verwende: Zeitdruck, Perfektionsdruck, Gelddruck, zu Hohe Erwartungen an mich selbst, Ungeduld – jede Art des Drucks inspiriert in irgendeiner Weise.
Zwei Extreme, die mich wahrscheinlich am meisten inspirieren
Industriebauwerke. Gott, ich HASSE Industriebauwerke. Sie machen mir Angst, sie widern mich an, sie sind das, was in meinen Augen direkt aus der Hölle kommt. Rohre, Rauch, massige Gebäudeteile, die die Landschaft versauen, ekelhafte Wendetreppen und blinkende Warnlichter. Ich hasse es so sehr, dass es mich einmal durchschüttelt, wenn ich davorstehe. Ekelhaft. Aber diese komische Erfahrung inspiriert mich jedes Mal aufs Neue. Merkwürdig, oder? Ich weiß gar nicht, wo dieser Ekel herkommt. Aber es gibt ein paar einschneidende Erfahrungen, die ich demnächst bei avecMadlen mit dir teilen will. Du wirst lachen, versprochen.
Meine geliebten Leser. Für mich ist jede Reaktion auf mein „pseudointellektuelles Geschreibsel“, wie einst ein Leser sagte, ein Geschenk. Ich liebe jedes Wort, das ihr mir schreibt, nachdem ihr mich gelesen habt. Ich könnte jedes Mal vor Glück weinen, wenn ihr mir mitteilt, dass ihr das Gleiche durchlebt habt, dass ihr meine Worte nachvollziehen könnt, oder dass ihr meine Geschichten witzig oder geil oder spannend fandet. Für euch würde ich ALLES tun. Egal, von welchen Portalen ihr mich auch lesen mögt – ihr seid die besten und geilsten Leser auf dem ganzen Planeten. Hört niemals auf, mir eure Kommentare und Nachrichten zu schreiben, auch wenn ihr mich einfach nur kritisieren wollt und mir mitteilen wollt, dass ich wieder mal nur Scheiße publiziere. Ich lebe für euch – ich lebe dafür, euch zu unterhalten, zu inspirieren und von euch inspiriert zu werden. Danke, dass es euch gibt.
Zum Beitragsbild: Das ist Nicolas Party’s, wie ich ihn gerne nenne, „Osthaufen“. Dieses Werk existiert nicht mehr, da es wieder von den Wänden des Museums Frieder Burda in Baden-Baden abgetragen wurde. Das Bild an sich gehörte zu den talentiertesten Arbeiten, die dort zu dem Zeitpunkt ausgestellt wurden. Die leuchtenden Farben mochte ich besonders. Doch die Bedeutungstiefe der Früchte, die als die menschliche Sexualität im Bezug auf Adam, Eva, Kain und Abel zu lesen war, fand ich etwas weit hergeholt. Aber so ist die Kunst der Gegenwart nun mal.