Als ich im Germanischen Nationalmuseum in München war, fiel mir das Gemälde „Die Sintflut“ von Joachim Wtewael (1566-1638) sofort auf. Ich habe viel in meinem Leben gesehen, doch etwas faszinierte mich an diesem Kunstwerk. War es die Dramatik? Waren es die unverschämt gut geformten Körper der dargestellten Figuren?
Das ist auf dem Bild „Die Sintflut“ von Joachim Wtewael zu sehen
In einer schönen Landschaft, die an einen fjordartigen* Ort erinnert, sieht man Menschen in großer Not. Die auf dem Gemälde abgebildeten Männer und Frauen sind nackt und zeigen ihre übermäßige Angst mit pathetischen Gesten. Das Wasser scheint schnell anzusteigen – die Figuren suchen verzweifelt Schutz auf den Felsen und in den Bäumen.
Auf der linken Seite im Vordergrund sehen wir einen Baum, den ein Mann versucht zu erklimmen, um sich vor dem Wasser zu retten. Ganz unten links sitzt eine Mutter mit ihrem Kind. Sie versucht vergebens unter ihrem Tuch Schutz zu finden.
In der Mitte vorne ist eine Gruppe von vier Menschen, die hektisch gestikulieren und nach Hilfe suchen. Und auf der rechten Seite sieht man zwei Eichenbäume, auf die Männer klettern, um sich vor dem steigenden Wasser zu retten. Die Szene ist sehr dramatisch und voller Spannung.

Ikonographische Beschreibung des Gemäldes
Joachim Wtewaels Gemälde beschreibt nicht die biblische, sondern die mythologische Sintflut nach Ovids Metamorphosen: Rechts auf der Anhöhe bringen die Göttin Iris und der bärtige Aeolus Wasser und Wind. Die sündigen Menschen versuchen, sich vor den Fluten zu retten.
Durch die unnatürliche Farbpalette soll, laut Germanischem Nationalmuseum, das Gekünstelte im Bild betont werden. Diese im niederländischen Manierismus beliebte Darstellung diente Wtewael zur Erprobung extremer Posen. In Robustheit und Volumen zeigen die Aktdarstellungen den Einfluss Michelangelos.
Als ich das Werk von Joachim Wtewael sah
Als ich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg vor diesem Gemälde stand, fiel mir – neben all den Wahnsinns-Körpern – sofort ins Auge, wie individuell der Künstler die Komposition gestaltete. Ebendiese gepaart mit dem Schattenspiel, das sich bei Wtewael in der Muskulatur der Dargestellten widerspiegelt, sorgt meines Achtens für die nötige Portion Dramatik in dem Gemälde.
Im Germanischen Nationalmuseum sah ich auch mehrere bedeutsame Werke von Lucas Cranach d.Ä.
*Fjord: Ein Fjord ist wie eine lange Bucht im Land. Er entsteht, wenn ein Gletscher vom Meer ins Land hineinwandert und ein tiefes Tal hinterlässt. In Norwegen und anderen Orten nennt man solche Meeresarme Fjorde.