Künstlerinnen der Moderne rücken in einer neuen Sonderausstellung im Städel Museum in den Fokus. Die Schau feiert die Beiträge von Künstlerinnen wie Louise Breslau, Ottilie W. Roederstein und Marg Moll sowie vielen anderen, die sich erfolgreich im Kunstbetrieb um die Jahrhundertwende behauptet haben. Die Ausstellung würdigt erstmals auch Namen wie Erna Auerbach, Mathilde Battenberg, Ida Gerhardi, Annie Stebler-Hopf, Elizabeth Nourse und Louise Schmidt.
Diese Frauen schufen nicht nur Kunstwerke sondern knüpften auch von Paris und Frankfurt aus internationale Netzwerke, um sich gegenseitig zu unterstützen. Einige prägten als Lehrerinnen und Kunstagentinnen sogar die Geschichte des Städel Museums und der Städelschule.

Städelfrauen: Meisterwerke erstmals öffentlich gezeigt
Besucher können rund 80 Gemälde und Skulpturen von 26 verschiedenen Künstlerinnen bewundern. „Wir stellen diese Künstlerinnen mit ihren individuellen Leistungen vor und machen ihre weitverzweigten Netzwerke sichtbar.“ Das erklären Alexander Eiling, Eva-Maria Höllerer und Aude-Line Schamschula, Kuratoren der Ausstellung im Städel Museum in einer Mitteilung. Sie betonen: „Es ist eine Ausstellung über die Selbstermächtigung von Künstlerinnen, die zu ihrer Zeit keine Ausnahmeerscheinungen waren“.
Die ausgestellten Exponate stammen aus renommierten US-amerikanischen und europäischen Museen sowie aus Privatbesitz. Einige dieser Arbeiten werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Auch bisher unveröffentlichtes Archivmaterial, darunter Fotografien und Briefe, die von internationalen Ateliergemeinschaften, professionellen Künstlerinnenverbänden und dem kontinuierlichen Streben nach Anerkennung erzählen ergänzen die Ausstellung.

Ausstellung im Städel Museum: Spiegel der gesellschaftlichen Umbrüche
Die ausgestellten Künstlerinnen zeichnen sich durch ihre Eigenständigkeit und Professionalität aus, in einem Kulturbetrieb, der zu ihrer Zeit von männlichen „Künstlergenies“ bestimmt wurde.
Die Ausstellung zeigt die stilistisch unterschiedlichen Herangehensweisen weiblicher Künstlerinnen und spiegelt die radikalen gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche ihrer Zeit wider. Dabei setzten sie sich mit ihrer eigenen Existenz in einem männlich dominierten Umfeld auseinander und stellten traditionelle Geschlechterrollen infrage. Neben Malerei und Zeichnung eroberten sie auch die als „männlichste“ Gattung geltende Bildhauerei.




So fand ich die Städelfrauen im Städel
„Städelfrauen“ ist mal wieder eine gelungene Ausstellung. Ich bin sehr froh drum, dass die Kuratorinnen und Kuratoren des Städels sich wieder mal für ein klares Konzept entschieden haben. Jedes Mal freue ich mich über einfache und nachvollziehbare Strukturen einer Sonderausstellung, denn ich bin der Überzeugung, dass alles Geniale einfach ist.


Ich war sehr gerührt. Es war schmerzhaft zu erkennen, dass Frauen um 1900 nicht ansatzweise die gleichen Chancen hatten, wie Männer. Auch in der Kunst nicht. Aber das ist natürlich nichts Neues. Die Tatsache, dass die Künstlerinnen trotz allen Schwierigkeiten Wege fanden, um ihre Träume zu verwirklichen und ihrem Bedürfnis, Kunst auszuleben, folgten, jagt mir Tränen in die Augen. Denn bisher wusste ich gar nicht zu schätzen, was für ein Glück ich habe, dieses Handwerk – wenn auch in einer ganz anderen Dimension; wir erinnern uns, ich bin werdende Karikatur- und Comiczeichnerin – erlernen zu dürfen, ohne auch nur den Hauch eines Widerstandes zu spüren bekommen zu haben. Und das alles, weil ebendiese Künstlerinnen damals dafür kämpften, dass meine Generation alles machen kann, worauf sie Bock hat.