Letzter Tag „Venezia 500“ – auf nach München, muchachos! Die Alte Pinakothek präsentierte diese beeindruckende Ausstellung, die sich den revolutionären Entwicklungen in der venezianischen Renaissance-Malerei widmete. Mit einem Fokus auf Porträts und Landschaften aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wurde die Wirkung dieser spezifischen Kunstform auf die europäische Kunstgeschichte deutlich.

Blühende Kunst aus Venedig – in München
Die Ausstellung zeigte 15 Meisterwerke aus der Münchner Sammlung und etwa 70 internationale Leihgaben. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf den charakteristischen Merkmalen und Errungenschaften der damals in Venedig blühenden Malkunst. Die führenden Meister dieser Zeit zeichneten sich durch ihr tiefes Verständnis für das Wesen von Mensch und Natur aus. Sie verstanden es, beide Aspekte auch in Bezug zueinander darzustellen und erreichten dabei eine bisher unbekannte Intensität.
Die Gemälde wurden in der Ausstellung hinsichtlich ihres Entstehungszusammenhangs sowie ihrer zeitgenössischen Interpretationsweisen beleuchtet. Dabei erfolgte eine thematische Gliederung, aber auch Kontraste durch Gegenüberstellungen mit Zeichnungen und Skulpturen.








Venezianische Kunst: Giovanni Bellini auch dabei
Einige meiner Lieblingswerke waren dabei. So zum Beispiel eine Sacra Conversazione von Giovanni Bellini, die ich bereits im Kindesalter in einem meiner Bücher entdeckt hatte. Mir blieb das Gemälde all die Jahre in Erinnerung, weil die Proportionen des Kindes so absonderlich waren. Der viel zu kleine Kopf rief bei mir bereits bei erstem Betrachten damals Unbehagen hervor. Doch dadurch, dass ich es mir so oft ansah, habe ich zu diesem Bild eine besondere Verbindung. Es war schon später an der Uni emotional, dieses Gemälde auf dem Abbild des Beamers zu begutachten, als ich ein Seminar zu den Bellinis belegte. Das Brettchen live und in Farbe zu sehen, war natürlich anders wild und rief in mir besonders heftige Gefühle hervor.

Hätte ich ich mir von „Venezia 500“ mehr Bellinis erhofft, als tatsächlich da waren? Ja, hätte ich. Aber da spricht aus mir definitiv auch die Bellini-Fanatikerin. Für einen Einblick in die venezianische Kunst der Renaissance war die Ausstellung in der Alten Pinakothek absolut meisterhaft. Es gab von allem etwas und die Einblicke waren sowohl für Laien als auch für diejenigen, die dieser Kunst verfallen sind, tief und lehrreich.
„Venezia 500“ in der Alten Pinakothek: Ausgestellte Künstler
Zu den ausgestellten Künstlern gehören neben Giovanni Bellini auch Giorgione, Palma Vecchio, Lorenzo Lotto sowie Tizian und Tintoretto. Ihre Darstellungen individueller Persönlichkeiten wechseln zwischen realistischem Bildnis, Idealbildnis (ein idealisiertes Porträt), repräsentativem Porträt (das Macht und Status darstellt) und lyrischem Porträt (das eher Gefühle und Stimmungen einfängt).
Ihr Talent für atmosphärische Landschaftsmalerei hat dieses Genre als eigenständiges Bildthema etabliert. Die Ausstellung „Venezia 500“ bot einen faszinierenden Einblick in diese außergewöhnliche Periode des künstlerischen Wandels. Wer sie verpasst hat, könnte in der Alten Pinakothek aber dennoch auf seine Kosten kommen. Immerhin gehören mindestens 15 hauseigene Werke der venezianischen Kunst in der Renaissance an und können in der Dauerausstellung besichtigt werden. Wer sich in München aber regelrecht die Birne wegkatapultieren lassen will, besucht am besten diese geile Ausstellung, die allerdings nicht das Geringste mit Venedig oder Renaissance zu tun hat.