Umgezogen bin ich oft. Ich liebe es einfach, neue Städte im Detail zu erkunden, um sie dann wieder zu verlassen – wissentlich, was sie bewegt. Das Gefühl, dann eines Morgens in einer neuen Stadt aufzuwachen, rauszugehen und die ersten Vibes aufzufangen, die sie mir bereithält, ist für mich unbezahlbar. Manche fragen mich, wovor ich wegrenne – aber die haben das Leben nicht verstanden.
Das sind die Städte, in denen ich gelebt habe – chronologisch geordnet und sogar von 1 (lame) bis 10 (premium) bewertet:
Sochi (10 von 10) – die Stadt am Meer
Sochi ist das Paradies auf Erden. Von hier komme ich. Unten das Schwarze Meer und oben die verschneiten Berge – ein verrückteres Naturerlebnis habe ich sonst nirgends gesehen. Die Stadt hat 343.334 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010) und gehört zu den beliebtesten Kurorten Russlands. Ich komme gerne hierher zurück, zumal einige meiner nächsten Verwandten hier leben. Am meisten gefällt mir ihre Hektik, Pracht, das Klima (Subtropen) und das Essen.

Lörrach, ew… (3 von 10)
Kulturschock, nachdem Mama uns 2002 von Russland nach Lörrach brachte. Hier lebte ich bis zu meinem 20. Lebensjahr. Diese Zeit verdränge ich ganz gerne. Das einzige, was mich davor bewahrt hat, in dieser hässlichen Kleinstadt mit 48.158 Einwohnern ( Stand 2008) einzugehen, war wohl die Nähe zu Basel. Dort schien das Leben immer so farbenfroh und lebenswert. Basel besuche ich heute noch gerne – zumindest plane ich seit geraumer Zeit schon einen kleinen Besuch dort.
Man gönnt sich ja sonst nichts: Baden-Baden (9 von 10)
Vornehme Schönheit trifft auf gediegenen Rentnerflair. Genau das Richtige, was ich in dieser Zeit gebraucht hatte. Heute komme ich regelmäßig nach Baden-Baden und wundere mich immer wieder aufs Neue, wie hier so Vieles unverändert stillstehen kann. Seinen eigenen Charme hat das schon, aber wenn alles um dich herum stillsteht, drohst auch du irgendwann stillzustehen. Glaube ich. Doch manchmal tut das der Seele auch ganz wohl. Der um Baden-Baden liegende Schwarzwald ist absolut atemberaubend. Eine seltene Naturkulisse in Deutschland, die ich erst zu schätzen lernte, nachdem ich aus Baden-Baden bereits die Fliege gemacht hatte. Die baden-württembergische Kurstadt hat 55.123 Einwohner (Stand 2019) und ist die Partnerstadt von Sochi. Zufall? Ich glaube kaum. Lese hier über die Geroldsauer Wasserfälle – eins meiner Lieblings-Ausflugsziele.

Wilde Zeit in Rastatt (8 von 10)
Rastatt als Stadt ist nicht gerade besonders. Aber ich hatte hier eine gute, wilde Zeit gelebt. Ich arbeitete extrem hart und ließ es auch ordentlich krachen. Dabei hatte ich einen sehr merkwürdigen Freundeskreis. Hier entschied ich mich dazu, Journalistin zu werden und habe diese Entscheidung bis heute nicht bereut. Naja, paar Mal vielleicht. Höchstens vier Mal im Jahr. Rastatt hat 47.523 Einwohner (Stand 2008) und beherbergt ganz schön viele verrückte Gestalten – durchaus liebenswert.

Hier floss das bayerische Weißbier: Lindau (6 von 10)
Die bayerische Inselstadt ist eine 10 von 10 ABER karrieretechnisch ging hier kaum etwas. Ich habe mich in Lindau vor Langeweile fast todgesoffen, kein Spaß. Ich fühlte mich extrem einsam, doch eben deshalb habe ich ein Stück weit zu mir selbst gefunden. Am meisten liebte ich die Natur: Den Bodensee, die Wanderrouten, die Sonnenuntergänge – es war ein absoluter Traum. Außerdem waren die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Lindau einfach premium. Werde nie die Birnen, Kräuter oder Äpfel vergessen. Einfach anders wild. Lindau zählt 24.673 Einwohner (Stand 2008).

Karlsruhe (4 von 10) – eine Stadt für sich
Karlsruhe ist eklig, alter. Meine Karlsruher-Phase dauerte glücklicherweise nicht all zu lange und war geprägt von lauter Scheiß: Einem Lockdown nach dem anderen, meinem unerträglichen Studium der Technischen Redaktion mit Fokus auf Kommunikation- und Medienmanagement, meinem psychisch labilen Mitbewohner und Ekelwetter. Hass Karlsruhe, ehrlich. Ist wie Lörrach, nur in groß, mit 313.092 Einwohnern (Stand 2019).
Was maßen sich eigentlich die Heidelberger an? (7 von 10)
Heidelberg ist super schön. Die Natur, die Altstadt, die Sauberkeit, das Mitbestimmungsrecht der Bürger, der sorgsame Umgang der Bürger mit der Stadt und natürlich die wunderbare Uni. Weniger gefallen hat mir die Überheblichkeit der Heidelberger. Ich bin weitaus nicht die einzige, die der Meinung ist, dass die etwas zu viel von ihrer Stadt halten. Heidelberger fühlen sich so geil, dass sie die Stadt allen ernstes als europäische Kulturhauptstadt beworben haben. Alle, die nicht aus Heidelberg kommen, fragen mich „womit denn?“, wenn ich diese Tatsache droppe, die Heidelberger hingegen rallen gar nicht, warum das so abstrus ist und sagen oftmals sowas wie „Hä? Warum denn nicht? Wir haben doch ein Schloss“. Lol. Dennoch liebenswert und lustig. Einwohnerzahl: 160.355 (Stand 2019). Erfahre hier, was es sich in Heidelberg unbedingt zu sehen lohnt.

Mannheim – eine Stadt, die im Herzen bleibt (7 von 10)
Eine gemäßigt wilde Zeit verbrachte ich im weitaus weniger überheblichen Mannheim. Hier erlebte ich viele Abenteuer und war dankbar für jeden einzelnen Tag. Gearbeitet habe ich weiterhin in Heidelberg und pendelte im Sommer von Stadt zu Stadt mit dem Fahrrad. Lese hier, was ich eines Nachts Lustiges auf dem Weg nach Hause erlebt habe. Mannheim ist echter, einfacher und vielfältiger als Heidelberg. Mit 309.370 Einwohnern (Stand 2019) auch knapp doppelt so groß. Ich hatte wirklich Spaß dabei, die Stadt zu erkunden, wenn sie auch richtig hässliche und eklige Ecken hat. Aber auch schöne. Wirklich.




Frankfurt am Main: Big crush? (7 von 10)
Nun lebe ich seit etwa einem Jahr in Frankfurt. Anfangs war es schwierig, mich mit der Stadt anzufreunden. Gründe dafür sind: Kriminalität, Dreck, Drogen, der Gestank von Kerosin und die riesigen Menschenmassen in der Innenstadt. Dann konnte ich mich jedoch einfinden und liebte eine Zeit lang mein Leben in der Mainmetropole. Die Stadt kann schon vielseitig, geil, laut, aufgeschlossen, kulturell, historisch, wild und kontrovers sein. Immerhin zählt sie 753.056 (Stand 2019) Einwohner.

Nun muss ich sagen: ne. Nicht ganz mein Fall. Entweder, ich fand es vorübergehend so geil, weil ich das Leben in den wirklich schönen Städten bereits verdrängt hatte, oder ich atmete zu viel Crack am Bahnhof ein. (Spaß.) Frankfurt lässt mich wieder relativ kalt. Vielleicht treffe ich die falschen Menschen. Vielleicht wächst mir das Widerwärtige dieser Stadt langsam über den Kopf. Ich weiß es nicht. Diese 5 Dinge liebe ich aber an Frankfurt.