Brumm – ich rausche in unbekannter Richtung die giftgrünen Feldwege entlang. Ab und zu muss ich den abgemagerten Hunden ausweichen, die unverhofft meine Wege queren. Ich fahre und höre kaum etwas außer dem Motor und das schwache Stimmchen meines Navis, das mir bereits seit 40 Minuten versucht weiß zu machen, dass ich auf der falschen Route bin.
Der Himmel färbt sich grau und ich sehe die ersten güldenen Blitze am Horizont aufleuchten. Kurz muss ich mich schon fragen, ob ich nicht lebensmüde bin, doch werde gleich wieder von den grünen Weiten abgelenkt. Es regnet bereits seit heute Morgen, was mich in einer gewissen Anspannung hält. Auf den Philippinen hat die Regenzeit begonnen. Und diese ist bekannt für ihre Taifune, die kaum etwas stehen lassen, wenn sie über das Land ziehen. Jeden Tag und jede Nacht hoffe ich insgeheim, die Naturgewalt miterleben zu dürfen. Andererseits hab ich großen Respekt davor, wenn nicht zu sagen: große Angst. Ok, erwischt: ich hab die Hosen randvoll.

Baler – wie im Film
Ich fahre weiter. Der Nebel hat sich um die Gebirgskette vor mir gelegt. Alles, was ich wahrnehme, kommt mir vor wie im Film. Der wohl beste und arthousigste, den ich je gesehen habe. Mit seinen Höhen, Tiefen, Wendepunkten, einer erhöhten Farblichkeit, einem chaotischen Drehbuch, über das ich keinerlei Kontrolle habe.
Aus den kleinen Betonhütten mit Gittern statt gläserner Fenster strecken sich kleine winkende Hände in meine Richtung. Die Kinder freuen sich, mich zu sehen. Manche rennen raus auf die Straße und hüpfen und rufen mir etwas in ihrer Muttersprache zu. Ich hupe – und sie freuen sich noch mehr. Hüpfen durch die Pfützen und kreisen sich mit ausgestreckten Armen und dem Gesicht gen Himmel, als würden sie versuchen, die von dort herabfallenden Tropfen aufzufangen.
Ich hab ihn lange gesucht…
Die Suche nach einem fahrbaren Untersatz dauerte ewig. Eines Freitags war es aber soweit: Der Mann an der Hotelrezeption füllte die nötigen Papiere aus und übergab mir auf Verlangen den Helm. „Können Sie überhaupt fahren?“, fragte er mich halb ernst. „Klar“, log ich ohne mit der Wimper zu zucken. Die beobachtete Proberunde mündete fast im Meer. Zum Glück lasse ich mich von Missgeschicken nicht beeindrucken. Deshalb fuhr ich schnell davon und winkte nett, als wäre nichts gewesen.
Philippinen: Mein erster Tag auf dem Roller
Freiheit. Die feuchte Luft schmettert mir ins Gesicht, während meine Hände die noch unbekannte Maschine lenken. Wie schnell ich fahre, weiß ich nicht, da meine Geschwindigkeitstafel vermutlich schon lange vor meiner Zeit den Geist aufgegeben hatte. Ich fahre und lache und drücke auf die Tube und schau mir die üppige Natur von Baler im Schnelldurchlauf an. Keine Ahnung, wohin. Hauptsache staunen.
Ein reines Glücksgefühl war das, zum aller ersten Mal durch kaum bewohnte Gegenden zu düsen und dabei zu wissen, dass ich genau da ankomme, wo Gott mich haben will. Vor mir sah ich die unendlichen Berglandschaften von Aurora, während das einzige, was mich vom Meer trennte, Kokospalmen und der mal sandige mal steinerne Strand war. So fühlte sich Glück also an. Zum einen wurde das dadurch intensiviert, dass ich nach tagelanger Suche endlich mein Moped fand, das nicht allzu überteuert war. Zum anderen, weil ich, nachdem ich die ersten 20 Minuten erhöhten Unfallrisikos überstanden hatte, tatsächlich fahren konnte. So schwer ist es aber auch gar nicht. Die Straßen in Baler sind neu gemacht und es fährt sich auf ihnen gar besser, als auf unseren. Wenn in der Provinz Aurora etwas funktioniert, dann offensichtlich Straßenbau.






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Natürlich spiele ich mit dem Gedanken, mir einen Roller zu holen
Ich vermisse den Roller. Ich denke mir jedes Mal: Jetzt mit dem Ding mit einem Zigarettchen zwischen den Zähnen durch das nächtliche Baden-Baden düsen. Das wär’s doch. Es wäre aber niemals so, wie auf den Philippinen. Dort fühlte ich die Freiheit förmlich tanzen, als ich der Sonne entgegen durch befahrbare und nicht befahrbare Straßen sauste. Es war zu cool. Der linke zerbrochene Spiegel zeigte mir immer ein Stück von der Straße hinter mir und etwas Palmen, Berge sowie den strahlend blauen Himmel.
Fünf fantastische Tage verbrachte ich mit meinem Roller. Zu filmen hatte ich gar kein Bock. Naja, wäre auch ein bisschen lebensgefährlich gewesen. Nächstes Mal dann mit GoPro, versprochen.
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