Mein Traum wurde wahr: ich landete in Vietnam. Eigentlich dachte ich, ich lande in Haiphong, doch irgendwie landete ich in Hanoi. Frag nicht wie. Entweder ich hab mir all den Weg lang hart eingebildet, ich würde nach Haiphong fliegen, obwohl das gar nicht der Fall war, oder es kam zu Änderungen. Völlig verballert war und bin ich so oder so.
Als ich dann allmählich im Airport herausfand, in welcher Stadt ich mich befand, dacht ich mir kurz: „Wtf geht bei mir?“ und kurz darauf: „Scheiß auf mein Luxushotel in Haiphong, ich bleibe hier und schau mir die Hauptstadt an.“ Ich wollte ja sowieso hin. Schlafen hingegen wollte ich natürlich nicht. Wofür auch?

In Hanoi besuche ich das Museum
Ich buchte mir für rund 15 Euro ein kleines Zimmer nahe der Innenstadt, ließ meinen Koffer darin und zog gleich los. Mein erstes Ziel war das Hanoi Museum. Verblüfft war ich, als ich erfuhr, dass der Eintritt für alle umsonst ist – nicht nur für die Presse höhö. Dort sah ich moderne Malerei und Skulpturen. Es gefiel mir sehr gut. So etwas habe ich davor noch nicht gesehen. Die Gemälde erinnerten mich an Expressionismus. Vor allem gaben die Werke des Künstlers Hoàng Hồng (ich finde online leider keinerlei Infos zu ihm) den Ton an, der auf dicken Plastik-Firnis stand. So auch ich, nachdem ich seine Kunst für mich entdeckt hatte.





Es gibt Ärger
Als nächstes wollte ich losziehen um mir die Cafés und Shops, die direkt an den Gleisen liegen, anzusehen. Daraus jedoch wurde vorerst nichts. Ich verlief mich und hatte schwachen Akku. Zudem machte meine Mutter Theater, ich solle wegen meines Jetlags endlich schlafen gehen, dieser sei nämlich angeblich gefährlich für mich. Papperlapapp.
Dann machte sie noch mehr Theater, als sie erfuhr, dass ich Eistee mit Eis getrunken hatte. Sie hatte nämlich gelesen, dass Eis (aus Leitungswasser) ebenfalls gefährlich werden könnte. Ich aber konnte der Versuchung nicht widerstehen. Als ich diese vielen kleinen Cafés – bestehend aus winzigen Plastikstühlchen, Tischchen, Schirm und Getränkestand – an den Gehwegen entlang der Straßen sah und wie gemütlich die Einheimischen dort verweilten und das leuchtend gelbe, kalte Getränk schlürften, wollte ich das, was sie hatten. Und ich bereue nichts.
Update: Mir ist während der ganzen Zeit in Vietnam nichts passiert, obschon ich mir jeden Tag Eiswürfel en masse reingeschallert habe.

Den Eistee machen Vietnamesen aus einem starken Grüntee, den sie mit Wasser verdünnen. Das servieren sie dann auf Eis. So etwas Einfaches und gleichzeitig so etwas Geniales… Ich war hin und weg und zog mir gleich zwei Gläser rein. Die Temperatur lag bei 28 Grad. Wir hatten November, wohlbemerkt. Die Sonne schien schleimig auf die Erde herab (wegen des Smogs über Hanoi an diesem Tag) und verbrannte meine Haut in weniger als einer halben Stunde.




Wild, wilder, Straßenverkehr in Vietnam
So verstand ich, warum vor allem die Vietnamesinnen lang trugen, obwohl es so warm und schwül war. Auch die allermeisten Moped- und Motorradfahrerinnen schützten sich vor der Sonne. Lange Röcke, lange Ärmel oder gar Handschuhe, Masken, Kapuzen, darunter Schirmmützen, darüber Helme – und ab die Post. Zigtausende Mopedfahrer. Hupen: Bürgerpflicht. Hier liest du einen sehr spannenden Artikel von welt.de, der die Situation auf den Straßen Hanois sehr gut wiedergibt.
Ich fand es erstaunlich, wie die Menschen in Vietnam im totalen Verkehrchaos elegant und völlig stressfrei einen spontanen U-Turn einlegen konnten, wie sie auf jeder Spur in jeder Himmelsrichtung fuhren, wie sie rote Ampeln ignorierten und dabei nie den Überblick verloren. Da verstand ich, dass Vietnamesen die Welt anders sehen als Europäer. Auch, wie langsam und bewusst die wenigen Fußgänger, die ich dort wahrgenommen hatte, dicht befahrene Straßen überquerten. Als seien sie eins mit dem Verkehr und als könne ihnen nichts passieren, wenn sie sich nur langsam genug bewegten. Ich habe es dann auch selbst ausprobiert. Funktioniert 10 von 10.
[…] hörte ich auf meine Mutter, nachdem sie zuvor mächtig Theater gemacht hatte, und kehrte zurück in Richtung Hotel, sofern sie mit ihrem Einlauf fertig war. Ich bin btw 29 […]