Der venezianische Maler Lorenzo Lotto, bekannt für seinen unkonventionellen Stil, hat in einem seiner frühen Werke die mystische Vermählung der Heiligen Katharina von Alexandria dargestellt. Dieses Thema war insbesondere für die Andacht junger Frauen beliebt. Dieses eindrückliche Werk sah ich auf der Finissance der Venezia 500 in München. Meinen Blick konnte ich lange nicht davon lösen.

Lorenzo Lotto: Die Vermählung der Heiligen Katharina
Laut Legende suchte die heilige Katharina einen Ehemann, der ihr an Stand, Vermögen und Intellekt ebenbürtig war. Sie wandte sich an einen Einsiedler um Rat, der ihr ein Bildnis der Madonna zeigte und Christus als idealen Gemahl vorschlug. In einem darauffolgenden Traum überreichte der Christusknabe Katharina symbolisch einen Ring zur Bestätigung ihrer mystischen Hochzeit.
Lotto’s ungewöhnliche Komposition lässt den Blick auf einen intensiven Abendhimmel frei und unterstreicht den visionären Charakter dieser Szene. Seine eigenwillige und fantasievolle Bildsprache zeugt von seiner ständigen Suche nach innovativen ikonographischen Lösungen für seine Kunstwerke.

Das ist über den venezianischen Künstler bekannt
Lorenzo Lotto, geboren 1480 in Venedig und verstorben vor Juli 1557 in Loreto, zeichnete sich als bedeutender italienischer Maler der Hochrenaissance und des frühen Manierismus aus. Trotz seiner unklaren Jugend- und Ausbildungszeit stieg er wegen seines einzigartigen Stils und seiner eigenständigen Interpretationen zu einem gefragten Künstler auf.
Lotto war stark von den Arbeiten Giovanni Bellinis und Albrecht Dürers beeinflusst, wie seine frühen Werke verraten. Seine erste Erwähnung als Maler datiert auf den 10. Juni 1503, als er in Treviso im Veneto lebte. Zu dieser Zeit hatte Lotto bereits einen hervorragenden Ruf erworben und wurde in Dokumenten aus dem Jahr 1505 sogar als „sehr berühmter Maler“ bezeichnet.
Lorenzo Lotto: Diese Lebensjahre sind besonders wichtig
Neben seiner Arbeit in verschiedenen italienischen Städten, darunter Rom und Bergamo, schuf er bedeutende Werke für Kirchen wie die Pala di Santa Cristina bei Treviso oder das große Polyptychon für die Kirche San Domenico in Recanati. Bemerkenswert ist auch seine künstlerische Phase während seines Aufenthalts in Bergamo zwischen 1512 oder 1513 bis Ende 1525. Diese Phase gilt nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ als eine besonders fruchtbare Zeit von Lottos Leben.
Trotz finanzieller Schwierigkeiten und persönlicher Rückschläge blieb Lotto seiner Leidenschaft treu und widmete sein Leben ganz der Kunst. Seine letzten Jahre verbrachte er zurückgezogen im Kloster Santa Casa in Loreto, wo er trotz schwindender Augenkraft weiterhin malte.

Sein Werk ist fantasievoll und formal vielfältig – es steht grundsätzlich in der koloristischen Tradition der venezianischen Malerei nach Giovanni Bellini und Vivarini, jedoch mit ganz eigenständigen zügen. Sein Streben nach Natürlichkeit bleibt dabei stets erkennbar. Dies und sein virtuoser Umgang mit Licht und Schatten verleihen vielen seiner Bildkompositionen eine gewisse Unmittelbarkeit sowie etwas Mystisches.
Verwendete Quellen:
- sammlung.pinakothek.de: „Die mystische Vermählung der hl. Katharina, um 1506“