Das fantastische Gemälde „Der Jungbrunnen“ von Lucas Cranach dem Älteren (1546) beleuchtet die mittelalterliche Badekultur und Heilungsglauben auf provokative Art und Weise. Das Werk zeigt ältere Frauen, die sich in einem Brunnen baden und verjüngen lassen, um danach eine fette Party zu feiern. Männer hingegen scheinen in diesem Gemälde kein Interesse daran zu haben, sich in den Jungbrunnen zu begeben. Dieses Meisterwerk hängt in meiner geliebten Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. Dieses Kunsthaus zählt für mich zu den wichtigsten Gründen, warum Berlin die geilste Stadt Deutschlands ist.

„Der Jungbrunnen“ von meinem Lieblings-Cranach
Die Szene im „Jungbrunnen“ spielt sich vor einer mystischen Landschaft ab, die durch ihre irrealen Perspektiven und Proportionen besticht. Während links karge Felsen als Symbol des Alters der Frauen stehen, repräsentiert rechts blühendes Leben die neu gewonnene Jugendlichkeit. Letzteres wird durch ein Wasserspender im Zentrum des Beckens unterstrichen. Bekrönt ist der Spender mit den Figuren von Venus und Amor – hier dienen sie als Symbole für Erneuerung der Liebeskraft.
Eindrücklich zeigt mein geliebter Cranach am linken Rand des Bildes gebrechliche alte Frauen. Sie werden nämlich aus einer kargen Berglandschaft ins Wasserbecken geführt. Nach ihrer Verjüngung treten sie am rechten Rand wieder hervor. Ein junger Mann geleitet sie dann zur Neueinkleidung in ein Zelt – der erste Schritt zurück ins sinnliche Vergnügen.


Cranachs Scherzchen und das mittelalterliche Weltbild
Im Kunstwerk finden sich ein paar scherzhafte Bezüge. Zum Beispiel ein möglicher Arzt, der eine nackte alte Frau begutachtet, bevor sie ins Wasser steigt. Aber auch die Zweifel mancher Frauen, ob ein verjüngtes Leben tatsächlich erstrebenswert ist, werden aufgegriffen. Man Blicke nur in die Gesichter dieser Frauen.
Deutlich wird in Cranachs Jungbrunnen auch eine mittelalterliche Weltansicht. So sollen nur Frauen dieses Bad benötigen, da alte Männer sich durch den Umgang mit jungen Frauen automatisch verjüngen würden. Doch trotz des übernatürlichen Themas bleibt Lucas Cranach d. Ä. in seiner Darstellung realistisch. Alle Männer, mit denen sich die verjüngten Frauen abgeben sind ebenfalls jung und galant. Die alten Frauen stellt er auffällig unattraktiv und erloschen dar. Keine Gilfs in Sicht.
Hier siehst du Cranachs blutrünstige Frauen – diese Darstellungen habes es in sich.

Cranachs Jungbrunnen: Schwierigkeiten bei der Zuschreibung
Die Zuschreibung des Gemäldes gestaltet sich schwierig. Sowohl Vater Lucas Cranach der Ältere als auch sein Sohn (Lucas Cranach d. J.) kommen als Urheber infrage. Derzeit neigt die Forschung dazu, es dem Alterswerk des Vaters zuzuordnen.
Das Bild, ausgeführt in Öl auf Lindenholz, trägt das Schlangenzeichen mit Vogelflug aus Cranachs Werkstatt und die Jahreszahl 1546. Es wurde für einen unbekannten Auftraggeber angefertigt und gehört seit 1829/1830 zur Verwaltung der königlichen Schlösser.